„Am Anfang war das Nichts, und es explodierte“
Terry Pratchett
Als wir vom Paradiesgarten träumten, standen wir auf einer freien Wiese. Aber wir waren nie allein. Vom ersten Spatenstich an, haben sie uns auf unserem Weg begleitet: Insekten. 2004 legten wir die Grundstruktur des Paradiesgartens an. Darunter einen Lehmteich. Kaum hatten die Arbeiten begonnen, zogen die ersten Wildbienen (Sandbienen) und Wildhummeln voller Begeisterung in den offengelegten Lehm ein, weshalb wir die Fertigstellung des Teiches um ein Jahr verschoben.
Wir wussten: wer einen Garten anlegt, bekommt Verantwortung und eine Menge neuer Freunde.
Mit jedem weiteren Gartenraum wuchs nicht nur die Pflanzenvielfalt, sondern auch die Vielfalt der Tiere. Neben der Nahrung sorgten wir auch für Wasserstellen, Unterschlüpfe und Überwinterungsplätze. In Zeitungsartikeln hieß es schon bald „Ein Paradies für Mensch und Tier“. Ein Satz der uns bis heute begleitet. Leben erleben ist ein Geschenk. Wenn wir so durch unsere Bilderarchive streifen, entdecken wir Tausende von Lebewesen, und jedes einzelne davon ist einfach wunderschön.
Warum sind Insekten wichtig?
Das Erste was einem hier in den Sinn kommt ist die Bestäubung. Blütenpflanzen und Insekten haben sich erdgeschichtlich zur selben Zeit entwickelt. Das eine bedingt also das andere. Als nächstes ist da die Nahrungskette. Insekten sind für viele andere Lebewesen, wie zum Beispiel Vögel, eine Nahrungsquelle. Und dann kommen noch die überaus wichtigen Ökosystemdienstleistungen. Jedes Lebewesen hat eine Aufgabe. Wusstet Ihr, dass Ameisen für Gesundheit im Garten sorgen? Sie tragen zum Abbau pflanzlichen Materials und tierischen Überresten bei, verbreiten Pflanzensamen und tragen zur Umschichtung der obersten Erdschicht bei. Diese Aufgabenverteilung können wir uns zu Nutze machen.
Nehmen wir mal Waldhonig als Beispiel: Waldhonig entsteht nicht durch Nektar, sondern durch Honigtau. Honigtau ist eine Flüssigkeit die Insekten wie Blattläuse ausscheiden. Ameisen sind sehr intelligent und holen sich diesen Honigtau, weshalb sie Blattläuse auf Pflanzen tragen und dort züchten wie Farmer. Ein schlauer Imker macht sich diesen Zusammenhang zu Nutze und pflegt seine Waldameisen, da er dadurch mehr Blattläuse in der Umgebung für seine Bienen hat, die den Honigtau ernten. Irre oder?
Das macht auch sofort klar: die Worte „Schädling“ und „Nützling“ liegen immer im Auge des Betrachters. Genauso wird klar, dass sich Tiere untereinander ebenso so brauchen, wie wir uns.
Das heißt, wenn wir ein Lebewesen aus dem Spiel nehmen, weil wir glauben, dass es schädlich ist, bringen wir vielleicht einen Kreislauf zum Erliegen, an dem viel mehr hängt als wir im ersten Augenblick sehen können. Wiederholen wir es noch mal: Jedes Lebewesen hat eine Aufgabe. Wenn es dieses Lebewesen nicht mehr gibt, muss ich dessen Aufgabe übernehmen – im schlimmsten Falle kann ich das nicht leisten und das Ökosystem vor meiner Haustüre kippt.
Die größte Gefahr für Insekten ist die menschliche Ungeduld, denn damit sich Nützlinge ansiedeln können, darf man Schädlinge vorher nicht restlos beseitigen.
Damit ein Ökosystem funktioniert braucht man alle Puzzleteile!
Gemeinsam etwas tun
Laut einer Studie sind etwa 75% der Insekten verschwunden. Diese Nachricht hat einige Menschen wach gerüttelt. Deshalb sagen wir: „Raus aus der Ohnmacht, rein ins Tun!“. Denn jeder kann etwas bewirken. Sogar auf dem Balkon lassen sich Insekten ansiedeln und unterstützen. Schaffen wir unsere eigene ökologische Nische. Eine Keimzelle des Lebens.
Im Paradiesgarten zeigen wir in Führungen und Seminaren einen nachhaltigen Umgang mit der Natur. Gruppen aus der ganzen Welt waren vor Ort. Jetzt möchten wir aber noch viel mehr tun!
Deshalb haben wir nach der schlechten Nachricht eine Woche später einen Workshop veranstaltet, dessen Ergebnisse wir nun mit Euch allen teilen können. Hier erfahrt Ihr, was Ihr jetzt selbst für Insekten und ein gesundes Gleichgewicht tun könnt:
>> zum Ergebnispapier „Nützlinge ansiedeln und unterstützen“
Die Zukunft in der wir leben möchten ist eine Zukunft in der nicht ausgebeutet, sondern aufgebaut wird. Unser Handeln hat Konsequenzen. Und ja, jeder von uns kann etwas dazu beitragen die Welt ein Stückchen besser zu machen. Jeder Schritt zählt. >> zur ökologischen Verantwortung